this post was submitted on 12 Jul 2025
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Lebensmittel

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[–] [email protected] 2 points 2 days ago (3 children)

Überarbeitung der Berechnungsmodelle

Der Fischereibiologe Christopher Zimmermann ist skeptisch, ob angesichts der klimatischen Veränderungen die derzeit geltenden Referenzwerte für einen gesunden Heringsbestand in der westlichen Ostsee jemals wieder erreicht werden können. Der ICES sei dabei, die Referenzwerte für die Biomasse des westlichen Ostseeherings zu überarbeiten und gegebenenfalls nach unten zu korrigieren, so Zimmermann. "Dieser Bestand ist durch den Klimawandel massiv betroffen und weniger produktiv als noch vor 30 Jahren und deswegen erwarten wir, dass die Biomasse, die erreicht werden kann, viel niedriger sein muss." Die Beratungen über die Änderung der Berechnungsmodelle sollen im Herbst beginnen. Lockerung der Fangbeschränkungen möglich

Eine mögliche Folge dieser Änderung: Die strengen Fangquoten in der westlichen Ostsee könnten vorsichtig gelockert werden, weil die Zielwerte für eine gesunde Biomasse neu definiert seien, so Zimmermann. Die Effekte der strengen Fangeinschränkungen in der westlichen Ostsee seien derzeit sehr gering. Denn 84 Prozent dieses Bestandes würden in der Nordsee gefangen, dort wo eine Regulierung der Fangquoten schwierig sei, weil Norwegen als Hauptfangnation nicht Mitglied der EU ist. Eine Einigung sei deshalb kompliziert, so der Fischereibiologe.

Also es gibt zu wenig Fische und indem man das zum Normalzustand erklärt, kann man die Fangquoten "vorsichtig lockern" und dadurch, dass man bei zu wenig Fischen noch mehr Fische fängt, wird dann alles wieder gut?

[–] [email protected] 1 points 2 days ago (2 children)

In den Berichten fehlen die Details um deine Frage zu beantworten. Aber ich vermute, dass es darum geht, dass das zuerst angepeilte Populationsniveau wegen Veränderung von Hintergrundvariablen nicht erreicht werden kann. Man wählt dann ein Ziel das noch möglicherweise erreicht werden kann. Die geänderte Hintergrundvariable könnte z. Bsp. eine verringerte Verfügbarkeit der Nahrung für die Fische sein. Die Fischreien holen dann mehr Fische aus dem Meer damit die Populationsgröße auf ein nachhaltiges Niveau absinkt.

[–] [email protected] 1 points 2 days ago (1 children)

Die Fischreien holen dann mehr Fische aus dem Meer damit die Populationsgröße auf ein nachhaltiges Niveau absinkt.

Das ist aus meiner Sicht komplett absurd. Die Populationen sind seit Jahrzehnten überfischt. Es mag sein, dass die Populationen wegen Klimawandel zusätzlich belastet sind, aber das Hauptproblem ist und bleibt die massive Überfischung, mit der sich die Fischerei selbst zerstört.

https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/meere/fischerei/34592.html

Dennoch lag die EU-Gesamtfangmenge 2022 immer noch bei 788 Tonnen, davon 435 Tonnen aus Deutschland. Obwohl der wissenschaftliche Rat ICES (International Council for the Exploration of the Sea) nun das sechste Jahr in Folge die Schließung der Heringsfischerei in der westlichen Ostsee empfiehlt, wurde die Quote aus 2022 auch für die Folgejahre aufrechterhalten. „Dem Hering kommt eine ganz besondere Rolle im Nahrungsnetz zu. Er ist die Verbindung von pflanzlicher Nahrung zu den Fischfressern. Wenn dieser Bestand kollabiert, sind die Folgen für das gesamte Ökosystem Ostsee nicht absehbar“, so NABU-Fischereiexpertin Katharina Brundiers. Der Dorschbestand in der westlichen Ostsee ist bereits zusammengebrochen, und die Signale für eine Erholung stehen schlecht.

https://fischundfang.de/hering-an-der-kritischen-grenze/

Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES), die Wissenschaftsorganisation, die Regierungen in Bezug auf nachhaltige Fangmengen berät, teilte heute mit, dass die atlanto-skandischen Heringsfänge um 44 Prozent, das heißt um 302.932 Tonnen, gesenkt werden müssen.

Doch selbst wenn die Fangnationen sich an diese Fangmengenreduzierung halten sollten, wird der atlanto-skandische Heringsbestand nach Einschätzung des ICES bis zum Jahr 2025 die kritische Schwelle unterschreiten, unterhalb der Bestand bedroht ist. Über Jahre zuviel Hering gefischt

Nach einer Analyse des Marine Stewardship Council (MSC) haben die Herings-Fänge die vom ICES empfohlenen Mengen in den letzten Jahren stets signifikant überschritten, aktuell liegen sie um mehr als ein Drittel über der wissenschaftlichen Empfehlung (36 Prozent). Seit 2008 ist die Größe des atlanto-skandischen Herings-Bestands von 7 Millionen Tonnen auf 3,7 Millionen Tonnen geschrumpft.

Erin Priddle, Nordeuropa-Chefin des MSC: „Angesichts dieser Entwicklungen sowie der alarmierenden jüngsten Prognosen sollte jedem klar sein, dass Bestände vom Zusammenbruch bedroht sind, wenn sie Jahr für Jahr überfischt werden. Wir brauchen nur auf die jüngere Geschichte zurückzublicken, als Überfischung und Missmanagement in den 1960er Jahren zum Zusammenbruch des atlanto-skandischen Heringsbestands und zu einer fünfjährigen Aussetzung sämtlicher Fischereiaktivitäten geführt haben, damit der Bestand sich wieder erholen konnte. Viele Fischereien und Verarbeitungsbetriebe mussten in dieser Zeit Konkurs anmelden, Tausende von Arbeitsplätzen gingen verloren.“

https://www.wwf.de/2025/april/aktualisierung-des-wwf-fischratgebers-hering-und-makrele-ueberfischt

Mark Heuer, Fischereiexperte beim WWF Deutschland, erklärt: „Es ist tragisch, dass Heringe und Makrelen im Nordostatlantik weiterhin stark überfischt werden. Die Länder, die dort fischen, wissen, welchen Schaden sie anrichten und nehmen den Zusammenbruch der Bestände für kurzfristigen Profit in Kauf. Mit einem besseren Management der Fischerei wäre der Kollaps vermeidbar und die Fischereien könnten auch in Zukunft nachhaltige Lebensmittel zur Verfügung stellen. Solange sie aber auf dem Zerstörungskurs bleiben, rät der WWF vom Kauf dieser Fische ab.“

Makrele aus dem gesamten Nordostatlantik ist deshalb rot bewertet. Wer Hering essen möchte, sollte auf den Nordseehering zurückgreifen. Die Ostsee bietet keine Alternative mehr, aufgrund von Überfischung und den Auswirkungen der Klimakrise sind die meisten Heringsbestände dort in einem dramatisch schlechten Zustand und schon seit längerer Zeit nicht mehr empfehlenswert.

https://www.deutschlandfunk.de/zu-wenig-erfahrene-tiere-ueberfischung-kostet-heringe-kollektives-gedaechtnis-100.html

[–] [email protected] 1 points 2 days ago

Es mag sein, dass die Populationen wegen Klimawandel zusätzlich belastet sind, aber das Hauptproblem ist und bleibt die massive Überfischung, mit der sich die Fischerei selbst zerstört.

Ich vermute, dass es bei der neuen Modellberechnung eben darum geht, dass der Klimawandel und andere Faktoren die Populationsgröße so stark belasten, dass selbst wenn man mit dem Heringfang komplett aufhören würde, würde sich der Fischbestand weiter verringern.