this post was submitted on 24 Feb 2025
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DACH - Deutschsprachige Community für Deutschland, Österreich, Schweiz

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[–] [email protected] 36 points 4 days ago (24 children)

Ich muss sagen, ich finde den Straftatbestand der Beleidigung echt schwierig.

Viele Aussagen, die juristisch unter Beleidigung fallen, sind in der Alltagssprache komplett normal und würden niemanden "entehren". Wichser, Arschloch, etc. Dafür ein Gericht zu involvieren - und dann auch noch Recht zu bekommen - ist vom Vibe her nur Millimeter von "der Lehrerin sagen gehen" entfernt. Ein kindisches Verhalten, das vom archaischen Ehrenverständnis eines kleinbürgerlichen Gesetzbuches auch noch gestützt wird.

[–] [email protected] 34 points 4 days ago (1 children)

Ich dachte früher auch so, aber es sollte eben nicht die Norm sein, dass Leute mit solchen Begriffen um sich werfen.

Natürlich ist das in Freundeskreisen manchmal die Norm (Bei mir auch nicht), aber Lehrer zum Beispiel sollten sich soetwas von Eltern nicht anhören müssen. Genausowenig Polizisten, die nur ihre Arbeit machen und ein Ticket für Zuschnellfahren verteilen. Oder ein Fußgänger, weil er "zu langsam" über den Zebrastreifen geht. Das ist einfach eine Verrohung des gesellschaftlichen Lebens.

Vielleicht bist du so abgebrüht, aber mir tut es schon weh, beschimpft zu werden. Genauso, wie ein leichet Schlag schmerzt, auch wenn kein sichtbarer bleibender Schaden entsteht.

[–] [email protected] 14 points 4 days ago (1 children)

Mir geht es eher darum, dass nicht alles, was man nicht gut findet sofort eine Straftat sein sollte.

Allein die Tatsache, dass man durch eine reine sprachliche Spielerei (siehe Artikel) eine Beleidigung im juristischen Sinne abwenden kann, zeigt doch, dass es hier nicht um den Inhalt, sondern den Stil geht.

[–] [email protected] 0 points 4 days ago (1 children)

Das ist nicht sprachliche Spielerei, wenn eine Aussage nicht ehrverletzend ist dann ist es nicht nur aus juristischer Sicht keine Beleidigung. Das Schutzgut ist die persönliche Ehre, nicht das Anstandsgefühl, die Lachmuskeln oder sonstwas.

[–] [email protected] 4 points 4 days ago (1 children)

Die ganze Prämisse des Artikels ist, dass es möglich ist, jemand zu beleidigen, ohne eine Beleidigung im juristischen Sinne zu begehen. Du hättest literally nur die Überschrift lesen müssen.

Entsprechend ist das Schutzgut hier irrelevant, denn offensichtlich kann ich diesen Schutz legal umgehen.

[–] [email protected] 1 points 4 days ago* (last edited 4 days ago) (1 children)

Ich werd' mich hier jetzt nicht hinstellen und Journalisten verteidigen.

Auf der anderen Seite ging's dir aber um dass es (was auch immer "es" ist) verboten ist, und, nein, einen Polizisten bei der Kontrolle Wegelagerer zu nennen ist es halt nicht. Leute mit Stock im Arsch mögen frech und aufmüpfig sein als Beleidigung ansehen, das Gesetz sieht das anderes. Und um diesen Unterschied geht's im Artikel.

[–] [email protected] 2 points 4 days ago (1 children)

Und genau der Unterschied ist mein Punkt.

Beleidigung als Delikt ist ein Überbleibsel aus früherer Zeit und allein die Tatsache, dass ich auf die Tagesform des Richters angewiesen bin, zeigt doch, wie absurd das Gesetz ist.

[–] [email protected] -1 points 4 days ago (1 children)

Also wenn du wieder Duelle einführen willst dann können wir das gerne tun. Ich wähle Fäuste.

...es gibt da diese Sache die nennt sich Menschenwürde, aus der abgeleitet die persönlichen Rechte. Dazu gehört auch die Ehre. Wenn du die nicht durch den Beleidigungsparagraphen schützt dann musst du das anderweitig erlauben, ansonsten greifst du Grundfesten des Rechts an.

Mit dem Argument "das kommt auf Tagesform an" kannste gegen jedes Gesetz wettern. Dafür gibt's Instanzen.

[–] [email protected] 0 points 4 days ago (1 children)

Ich glaube es ist schon wichtig anzuerkennen, dass das Konzept einer "Ehre" die angegriffen werden kann großen Teilen der Gesellschaft mehr zeitgemäß vorkommt. Beleidigung als Straftatbestand ist in großen Teilen einfach nur noch ein Werkzeug zur Gängelei auf der Basis von Hörensagen. Und dann kann man schon mal die Frage stellen ob man das nicht vielleicht abschaffen möchte.

[–] [email protected] 0 points 4 days ago (1 children)

Wir können den vierzehnten Abschnitt gerne zu "Delikte gegen die persönliche Ehre" umbenennen, das Wort Beleidigung braucht's aber trotzdem um den Tatbestand gegen Verleumdung und üble Nachrede abzugrenzen. Kannst es Verunglimpfung nennen oder sowas aber das läuft auf's gleiche drauf raus.

[–] [email protected] 1 points 4 days ago (1 children)

Ich finde einfach dass man in sowas wie die persönliche Ehre den Staat nicht involvieren braucht. Bei Verleumdung und übler Nachrede entsteht ja tatsächlich oder potentiell materieller schaden, das ist was anderes. Bei einer Beleidigung leidet höchstens das Ego.

[–] [email protected] 0 points 4 days ago (1 children)

...nein. Beleidigung ist im Prinzip Verleumdung ohne Faktenbehauptung und die ist nicht sonderlich weniger effektiv wenn's darum geht Rufmord zu betreiben. Jetzt kannst du sagen "aber das gilt nur in der oeffentlichkeit", und, auf dem ersten Blick, ja, aber der Mensch ist Mensch und uns sträuben sich die Nackenhaare auf wenn sowas passiert, wenn unserer Ruf geschadet werden könnte wenn jemand das hören würde. Sowas macht kirre und warum sollten andere Menschen das Recht haben einen kirre zu machen.

Und dann gibt's da noch das Verrohungsargument. Guck' doch einfach mal in die USA, wie da Menschen miteinander umgehen.

[–] [email protected] 1 points 4 days ago (1 children)

Es macht einen nur kirre wenn man noch an diesem veralten Konzept einer Ehre fest hängt, was heute eher mit dem was landläufig Ego beschreibt gleichzusetzen ist. Und ich finde das sollten weniger Leute tun, das schadet nur allen anderen wenn man zu sehr an seinem eigenen Ego hängt.

Wenn ich beobachte wie jemand jemanden in der Öffentlichkeit beleidigt habe ich meistens übrigens eher Sympathie für das Opfer anstatt anzunehmen, der Täter hätte bestimmt einen Grund. Es führt in meinen Augen nicht wirklich zu einem Schaden am Ruf des Opfers, eher im Gegenteil.

Das Problem an der Verrohung ist außerdem auf keinen Fall die Beleidigung, sondern die Bereitschaft Drohungen aus zu sprechen die dann in die Tat umgesetzt werden. Das wiederum sind aber wieder ganz andere Tatbestände.

Aber wenn du schon in die USA zeigst, zumindest im Alltag ist der Umgang dort viel freundlicher als bei uns in Deutschland.

[–] [email protected] 1 points 4 days ago* (last edited 4 days ago) (1 children)

Es macht einen nur kirre wenn man noch an diesem veralten Konzept einer Ehre fest hängt, was heute eher mit dem was landläufig Ego beschreibt gleichzusetzen ist.

Das sind komplett verschiedene Dinge. Ehre hat was mit Achtung zu tun und damit vom Würdebegriff nicht zu trennen. Und nur weil du das Opfer achtest bedeutet das nicht dass es nicht anderweitig verletzt wird. Es fühlt weiterhin soziale Aggression, Ausgrenzung, usw. Generell: Psychologische Gewalt. Das kannste vielleicht wegmeditieren aber dann sind wir bei Mönchen die sich selbst verbrennen, die den Instinkt zur Selbsterhaltung überwunden haben.

Ich finde schon dass es sich gehört dass der Lindner nicht einfach "Dreckspenner" sagen kann, sondern sich mit "Eure Armut kotzt mich an" begnügen muss: Die Achtung ist immer noch nicht da, dafür muss er sich aber immerhin selbst beschreiben und damit auch selbst bloßstellen. Damit ist dann ein gewisses Gleichgewicht hergestellt.

[–] [email protected] 1 points 4 days ago (1 children)

Ich finde schon dass es sich gehört dass der Lindner nicht einfach "Dreckspenner" sagen kann, sondern sich mit "Eure Armut kotzt mich an" begnügen muss: Die Achtung ist immer noch nicht da, dafür muss er sich aber immerhin selbst beschreiben und damit auch selbst bloßstellen. Damit ist dann ein gewisses Gleichgewicht hergestellt.

Find ich ne wilde Begründung. Es geht also nicht wirklich um die Achtung? Sondern darum, dass eine halbwegs nette Packung um den Hass drumrum ist?

[–] [email protected] 1 points 4 days ago

Er macht sich durch die Bloßstellung selbst verächtlich, setzt den anderen nicht weiter herab als sich selbst. Das ist mehr als eine "nette Packung", das ist ein Dolch mit zwei Klingen statt Griff.

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